Montag, 1. Januar 2007

Ein Neujahrsmorgen

Das neue Jahr wollte wohl auch noch ein wenig Ruhe und Ausschlafen an seinem ersten Morgen, jedenfalls sorgten Sturm und Regen dafür, dass das Leben da draussen ein wenig später begann als an anderen Neujahrstagen.

Überraschend trocken zurückgekehrt von unserem ersten Spaziergang im neuen Jahr machten der alte Herr und ich es uns also gemütlich. Da saß ich nun am Frühstückstisch vor meinem Stück Neujahrskranz und sinnierte über Vorsätze. Inspiriert durch die Stimmung des Umbruchs, das Gemeinschaftsgefühl, welches aufkommt, wenn man Seite an Seite mit dem Nachbarn die Lunte für das Feuerwerk zündet, und dem am Jahresende üblichen Erstellen der Bilanz - hier weniger im betriebswirtschaftlichen Sinne als vielmehr im persönlichen - formulieren Tausende jedes Jahr zu diesem Zeitpunkt für sich so ehrgeizige und auch ehrenhafte Willenserklärungen wie "Mehr Sport", "Aufhören zu rauchen" und was sonst noch so in den Top Ten der Vorsatz-Charts der Deutschen steht.

Für mich persönlich habe ich bereits vor einigen Jahren die Sinnlosigkeit dieser Sylvester-Mantras erkennen müssen. Ich erläutere dies gerne am Beispielvorsatz "Abnehmen" (welcher dieses Mal ausnahmsweise dank einer höheren Macht noch nicht einmal als Kandidat in Frage kam, sich in den vergangenen Jahren aber trotz meines Vorsatzes, keine zu haben, immer irgendwie in mein Bewusstsein stahl):
Kaum hatte ich mir also vorgenommen, ab morgen weniger zu essen und auch mehr darauf zu achten, was ich denn meinem Körper an Nährstoffen zuführe, drehten sich meine Gedanken nur noch um eben diese eine Frage: Was esse ich als nächstes? Dies führte dazu, dass ich ein Lebensmittel nach dem anderen visualisierte, die erlaubten wie auch die verbotenenen Früchte, und mein Gaumen, der Magen und meine Hüften darüber abstimmten, welches sie nun als klaren Favoriten ansahen. Allerdings hatte ich versäumt, den Hüften ein absolutes Veto-Recht einzuräumen und so kann sich der phantasiebegabte Leser ausmalen, wie die Ergebnisse dieser höchst demokratischen Veranstaltung ausgesehen haben. Und auch, dass dieser mein ganz persönlicher Vorsatz das Schicksal Tausender seiner Art unweigerlich teilen musste: eben ein Vorsatz zu bleiben - aber ein guter.

Falls sich jemand jedoch ein Beispiel nehmen möchte, der schaue auf den alten Herrn. Dieser hat nämlich bereits seinen Vorsatz für das neue Jahr in die Tat umgesetzt: doch noch etwas von dem Weihnachtsteller zu bekommen, der ihm all die Zeit so schändlich vorenthalten wurde und heute morgen nun endlich einmal vollkommen unbeobachtet in seiner Reichweite anzutreffen war.

Samstag, 30. Dezember 2006

Nur ein Gedanke

Plötzlich und ohne Vorwarnung entsteht ein Gedanke in mir.
Ich bin nicht gefasst auf das, was er mitbringt. Wie sollte ich auch?
Auf den Schmerz, den er auslöst. Der meinen Magen so eng zusammenzieht, dass ich nicht mehr atmen kann und ein Gefühl erzeugt, das sich in einer alles überwältigenden Woge in meinem gesamten Körper ausbreitet. Ich fühle mich mit einem Mal kraftlos, ganz grau und krank.
Der Schmerz schnürt unerbittlich meine Kehle zu, so dass all das Schlechte, was er verursacht, nicht heraus kann aus mir, dieser unerträgliche Aufruhr, der mein Inneres zu sprengen droht und mit all seiner Macht zerstört, was immer dort an Gutem wohnt. Meine Augen beginnen zu brennen und nach einer Ewigkeit wie es scheint füllen sie sich endlich mit Tränen, die das Feuer in sich aufnehmen und über meine Wangen fließen lassen.
Und dann ist er vorbei, der gedachte Moment. Ein Aufblitzen, mehr nicht.

Freitag, 29. Dezember 2006

Verirrt

Ich habe mich treiben lassen. Auf dem Sofa, darauf wartend, dass auch die letzten Kinder nun den allerletzten Probeböller gezündet haben und der alte Herr endlich zu seiner Runde aufbrechen kann. Was ein Ding der Unmöglichkeit ist, solange draussen solche lauten furchterregenden Geräusche erschallen.

Und so unternahm ich einen Spaziergang durch die Welt der technischen Spielereien, mit vor Staunen offenem Mund. Man kann sich dort wunderbar verlaufen, immer tiefer hinein geraten in dieses Labyrinth von Wegen, und es fällt unendlich schwer, sich auf einen davon zu konzentrieren, denn links und rechts sieht man so viele Dinge, die auch furchtbar interessant sein könnten und die Entscheidung, ob man auf seinem Pfad bleibt oder doch einmal einen Blick in die Abzweigung wirft, fällt mit jeder Minute schwerer. Man könnte ja das Entscheidende verpassen.

Ich kam auch nicht umhin, selbst ein wenig zu spielen und so erblickt man hier nun z.B. dieses hübsche Feed-Symbol. Leider waren gewisse Abstriche nötig, aber ich möchte hier nicht ins Detail gehen. Für die mit ziemlicher Sicherheit genau eine Person, die von der älteren Variante Gebrauch macht, werden sich in naher Zukunft gewisse Unannehmlichkeiten nicht vermeiden lassen. Dafür bitte ich natürlich vielmals um Entschuldigung - aber sie lassen einen hier nicht überall herumpfuschen...
Meine Zerknirschung hält sich allerdings in Grenzen, da ich nahezu davon überzeugt bin, dass meine Gehversuche erheblich zum Amüsement eben dieser Person beitragen. Aber schließlich krabbelte sie auch irgendwann einmal auf dem Teppich und musste sich mühsam an einem Stuhl hochziehen.

Samstag, 23. Dezember 2006

Casino Royale und Russisches Roulette

Fiktion und Wirklichkeit gehen in diesen Tagen merkwürdige Parallelen ein. Oder vielmehr könnte die Wirklichkeit derzeit ebenso zur abendlichen Unterhaltung beitragen wie der neue B(l!)ond. Jedenfalls, wenn es sich um russische Ex-Geheimdienstler handelt, die auf spektakuläre Weise vergiftet werden und man gespannt sein darf, was sich denn am Ende dieses geheimnisvollen, von radioaktiven Fußspuren markierten Weges befindet, dessen meterweise Rückverfolgung wir Tag für Tag miterleben dürfen.

Leider fehlen der Wirklichkeit einige für ihren Unterhaltungsfaktor entscheidende Aspekte:
Da wäre erst einmal die schlichte Tatsache, dass wir, der Pöbel, niemals in diese Welt eintauchen werden, in der der wahre Film spielt. Wir bekommen lediglich die aufbereitete FSK12-Version, mit der kein Mensch mehr etwas anfangen kann, da die Schlüsselszenen dem Messer zum Opfer fielen.
Aber kämen wir denn überhaupt mit dem Director´s Cut klar? Wir, die wir doch gewohnt sind, dass der Unterschied zwischen Gut und Böse so klar definiert ist wie und auch durch die Farben Schwarz und Weiss. Wären der Handlungsstrang nicht schnell zu kompliziert, die Beweggründe der Protagonisten zu ambivalent und die so dringend für die Verteilung der Sympathien benötigte Schwarz-Weiss-Unterteilung zu einem facettenreichen Grau mutiert?
Und letztlich muss ich gestehen, dass zumindest mich die Wahrheit wahrscheinlich sehr beunruhigen würde, so ich denn trotz all´ dieser die seichte Unterhaltung erschwerenden Punkte meine Neugier noch nicht verloren habe und irgendwann am Ende des Weges angelangt bin. Ganz sicher weit mehr beunruhigen als meine männlichen Mitzuschauer diese Szene, die sie erschrocken aufkeuchen und ihre Gesichter mitfühlend ob des für keine Frau auch nur zu erahnenden Schmerzes verzerren ließ, den unser neuer Held so heldenhaft erträgt.

Sonntag, 17. Dezember 2006

Village People

Ich wohne ja auf´m Dorf. Was eigentlich nicht mehr so ganz stimmt, denn seit ich als kleine Dame über die Felder und Wiesen bei uns gestreift bin, hat sich doch so einiges verändert und ich glaube, man kann meinen Wohnort getrost als Mittelzentrum bezeichnen. Wobei ich zugeben muss, dass meine Kenntnisse von geographischen Fachtermini doch recht beschränkt sind.

Jedenfalls fühlt es sich für mich immer noch wie Dorf an, mehr jedenfalls als für die vielen Zugezogenen, denn ich entstamme einem hier alteingesessenen Geschlecht und kenne daher eben noch die alten Familien. Ich bin mir auch bewusst über diese für Nicht-Dörfler doch mysteriös anmutenden Kommunikationswege, von vielen etwas abfällig als Dorfklatsch bezeichnet, was nicht heisst, dass ich mich aktiv daran beteilige. Allerdings befürchte ich ernsthaft, dass der alte Herr und ich durchaus Inhalt solch´ gearteter Gespräche sind.

Nirgends passieren einem jedoch so herrliche Dinge wie auf´m Dorf:
Da geht man am Sonntagmorgen im Sommer spazieren, kommt an einem Haus mit geöffneten Fenstern vorbei und weiss sofort, dass es nur der Pfarrgemeinderatsvorsitzende sein kann, der diese kräftig-sonoren Schnarcher erzeugt, die über die Straße schallen.

Und heute sah ich auf dem Rückweg vom Bäcker eine ältere Dame, so um die 80, fast lasziv mit leicht gelüpftem Rock auf ihrer Fensterbank im Erdgeschoss sitzen. Sie stand nach einem verhaltenen Hopser mit beiden Beinen auf der Straße, sah mich mit stolz geschwellter Brust an und sagte: "Ich hab´s geschafft." Auf meine Vermutung, sie sei aus dem Fenster geklettert, erwiderte sie nur, dass sie keine andere Wahl hatte, da sie ihren Schlüssel nicht gefunden hatte. Fürsorglich wies ich sie darauf hin, dass dieses Fensterln doch ein recht gewagtes Manöver sei, bei dem man sich verletzen könne und sie bitte aufpassen solle. "Ich werde mich bemühen." hörte ich sie sagen, worauf sie ihre Schultern straffte und mit einer Würde von dann schritt, die nur Damen ab einem gewissen Alter zu Eigen ist.

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