Dienstag, 23. Januar 2007

Welt verbessern No.1

Guten Tag, kommen Sie doch näher. Was kann ich denn für Sie tun?
Ach, Sie suchen nach einer neuen Aufgabe? Weil Ihr Leben nun ein wenig leer erscheint, nun, da Sie im Rentenalter sind?
Natürlich kann ich Ihnen helfen, ich habe genau das Richtige für Sie: nehmen Sie einen Welpen auf! Der bringt Freude in Ihr Leben und die Spaziergänge tun Ihnen sicher gut.
Wie bitte? An manchen Tagen geht es Ihnen nicht so gut? Da können Sie nicht so weit gehen? Ach, das macht nichts, der Hund wird Sie nicht weniger lieben, nur weil Sie weniger mit ihm spazieren gehen.
Tja, was soll es denn für eine Rasse sein? Intelligent und daher leicht erziehbar sollte er ja sein, nicht wahr? Und nicht zu groß, natürlich. Gefährlich aussehen sollte er auch nicht. Ich hab´s: ein Australian Shepherd oder ein Border Collie.
Ach...das mit der Arbeitsrasse würde ich nicht zu ernst nehmen, der Hund wird Sie nicht weniger lieben, nur weil Sie ihm kein Ottoson-Spielzeug kaufen oder Agility mit ihm machen.
Nein, Hunde langweilen sich nicht, da haben Sie etwas missverstanden. Die Hunde, die Einrichtungsgegenstände langsam aber sicher zerkauen, sind nur schlecht erzogen. Und das wird ja mit Ihrem Hund nicht passieren, da bin ich sicher. Natürlich müssten Sie sich etwas zusammen reissen die erste Zeit, die Grundlagen werden eben im Welpenalter gelegt. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber als älterer Mensch haben Sie sicher auch schon ein geringeres Schlafbedürfnis, das wird Ihnen in der ersten Zeit zu Gute kommen, wenn der Kleine nachts raus muss. Und zwei Jahre später dürfen Sie alle Regeln noch einmal verfestigen, das ist das so genannte Rüpelalter. Ich sehe in diesem Punkt jedoch keine Probleme, Sie sind ja noch rüstig und werden das bestimmt locker schaffen.
Wie bitte? Ach so, so ein Hund kann um die 15 Jahre alt werden. Dann sind Sie knackige 80 - Sie können ja zusammen mit Ihrem Hund im Rollstuhl spazieren fahren, das hat doch auch etwas. Und wenn er krank wird oder Sie pflegebedürftig werden? Also, wenn´s gar nicht mehr geht oder sich keiner mehr um ihn kümmern kann, dann bleibt doch immer noch das Tierheim, so schlimm ist es da nun auch wieder nicht.
Tierheim? Stichwort sagen Sie? Sie wollen sich einen Hund aus dem Tierheim holen? Schon erwachsen oder sogar alt? Der wird Sie lieben, weil das, was Sie geben können, und das, was er braucht, zusammen passt? Also von dieser Idee muss ich Ihnen dringend abraten. Da holen Sie sich ja nur Probleme ins Haus - wer weiss, was diese Hunde schon durchgemacht haben. Bei einem Welpen können Sie wenigstens sicher sein, was Sie bekommen.

Donnerstag, 18. Januar 2007

Im Oberstübchen

Die kleine Frau M. wohnt jetzt schon fast 28 Jahre hier. Eben solange Sie denken kann. In dieser gemütlichen kleinen Stube mit Holzdielen und einem wunderschönen alten Ohrensessel. Und natürlich mit all den Schränken und Fächern, wirklich einer Unmenge, die braucht sie ja. Denn Frau M. muss täglich Dinge ordnen, einsortieren, wieder heraus suchen und neu ordnen. Sie macht das sehr gut, und Sie weiss normalerweise auch um die Qualität und die Schnelligkeit, mit der Frau M. ihre Aufgabe verrichtet. Wenn sie etwas erledigt, dann hört man ihre kleinen Füße geschäftig über den knarrenden Holzboden eilen und Papier wird mit lautem Rascheln hin und her getragen.
Darum wird ihr ihre kleine Eigenart auch nicht weiter nachgetragen. Denn Frau M. sortiert nicht alles sofort in die Fächer. Manches lässt sie erst einmal auf ihrem Tischchen liegen, und auf dem Boden befinden sich auch so einige Papierstapel. Das ist ihre persönliche Methode - und so manches Mal hat die sich schon bewährt. Denn auf diese Weise offenbaren sich Frau M. nicht unbedingt offensichtliche Zusammenhänge, einfach weil zwei Stapel per Zufall nebeneinander liegen, die sonst in völlig unterschiedlichen Fächern untergekommen wären und mit dieser räumlichen Trennung auch unweigerlich eine logische verbunden gewesen wäre.

Neuerdings jedoch wird die arme Frau M. vor ganz neue Probleme gestellt. Mit denen sie keinerlei Erfahrung hat, und dass, wo doch Erfahrung eine der wichtigsten Voraussetzungen für ihre Arbeit ist. Man hat seine Vorgehensweise und seine bewährte Ordnung, mit deren Hilfe man neue Dinge auf Bekanntes zurückführt. So oder so ähnlich hat sie das Meiste schon in ihren Händchen gehalten. Dann sucht sie es heraus, erbringt ein wenig oder auch ein wenig mehr Transferleistung in ihrem Ohrensessel und schon ist Sie zufrieden. Und die kniffligen Aufgaben machen ihr auch Spaß, sonst wäre es ja langweilig.

Mit diesen neuen Dingen verhält es sich jedoch so, dass da auf sehr wenig Bekanntes zurückgegriffen werden kann. Also müssen neue Strukturen her, die sich erst bewähren müssen, und an alten sind vielleicht Überarbeitungen nötig. Nur lässt man ihr häufig nicht die Zeit, um in Ruhe über die Möglichkeiten nachzusinnen. Sie kann ja so ungeduldig sein, obwohl Sie eigentlich ganz genau weiss, dass solche Aufgaben nicht von heute auf morgen zu lösen sind. Stattdessen bekommt Frau M. mit vorwurfsvoller Stimme von gewissen ach so "strukturierten" Herren zu hören - denen würde sie ja gerne mal in ihr Stübchen schauen und dort alles genau in Augenschein nehmen...

Aber solch´ eine Art von Spionage ist natürlich nicht möglich, und außerdem ist Frau M. auch ehrgeizig. Für heute lässt sie´s aber gut sein. Denn wenn der Wind so stark weht wie heute, dann kommt er auch in ihr Stübchen und wirbelt all die noch nicht einsortierten Stapel im Raum herum. Frau M. sitzt derweil in ihrem Ohrensessel, hört sich die Geschichten des Windes an und wartet gespannt darauf zu erkunden, wie er denn die Dinge geordnet hat. Manchmal hat er nämlich sehr gute Ideen.

Montag, 15. Januar 2007

(K)Eine Kontaktanzeige

Seit gestern denke ich darüber nach, was ich in eine Kontaktanzeige schriebe, so ich denn eine aufgeben wollte. Das unlösbare Problem, das sich mir dabei stellt, ist die so gnadenlose Beschränkung der zur Verfügung stehenden Worte auf etwa 30 bis 60. Lächerlich. Wer kann denn von sich behaupten, dass er sich selbst - wirklich sich selbst - in so wenigen Sätzen beschreiben kann? Noch dazu, wenn schon ein gewisser Teil für die Standardangaben "Alter - Größe - schlank/vollschlank/Rubensweib", natürlich phantasievoller verpackt, herhalten muss.

Danach blieben im besten Falle vielleicht noch 45 Worte. Fünfundvierzig. Um sich selbst, in seinem ganzen Sein, in seinem Facettenreichtum und allen Widersprüchen, seinem ganzen Empfinden, Denken und Gemüt, in seiner Lebensweise mit den alltäglichen Gewohnheiten, den Schrullen und Spleens, den Vorlieben und Träumen, seiner Vergangenheit und seinen Zukunftswünschen darzustellen.

Oder gibt es so etwas wie einen Kern, eine Essenz, die mich ausmacht und die dieses Mich so konzentriert enthält, dass sie notfalls auch mit einer rigorosen Platzbeschränkung zurecht kommt, um sich an einem anderen Ort, zu gegebener Zeit wieder in ihrer ganzen Größe und Pracht zu entfalten?
Wenn ja, dann habe ich sie nicht gefunden. Aber ich schreibe ja auch noch keine Kontaktanzeige.

Als kleine Zugabe hier die Übung für Fortgeschrittene: Was sollte auf meinem Grabstein stehen? - 10 Worte für die Ewigkeit.

[213 Worte]

Freitag, 12. Januar 2007

In der anderen Ecke

Da liegt sie also. Neben mir auf dem Sofa. Seit Donnerstag. Die Rede ist von einer Zeitung. Genauer gesagt handelt es sich um die erste Zeitung überhaupt, die den Weg zu mir nach Hause fand. Ich meine jetzt keine Frauenzeitschrift oder eines von den Blättchen, die ich üblicherweise bei meinem Friseur angeboten bekomme. Nein, ich meine eine richtige Zeitung im typischen Zeitungsformat mit wenig Bildchen und viel Text.

Nun wird es ernst. Nun wird sich herausstellen, ob ich sie auch wirklich lese. Denn ich gestehe freimütig: in der Vergangenheit war da nie ausreichend Zeit. Schon gar nicht für eine Tageszeitung. Das liegt zum Teil daran, dass sich auf eine mir unbekannte Weise zu meinen Vorstellungen auch diejenige gesellt hat, eine Zeitung sei gefälligst und ausschließlich morgens zu lesen. Beim Frühstück. Jeder andere Zeitpunkt ist inakzeptabel.

Da ich nun meine Vorstellungen nicht einfach ändern kann, so abstrus sie vielleicht auch sein mögen, ich aber auf der anderen Seite durchaus nützlich fände, mich auch auf diesem Weg ein wenig weiterzubilden, habe ich einen Kompromiss geschlossen: bei dem Exemplar, das sich in der anderen Ecke des Sofas gemütlich eingerichtet hat, handelt es sich um eine Wochenzeitung. Über die ich mir schon lange mal eine eigene Meinung bilden wollte. Und die nun jeden Sonntagmorgen gelesen wird. Von mir ganz alleine. Bestimmt. Zumindest bis das Probeabonnement ausläuft.

Sonntag, 7. Januar 2007

Der Vorsatz-Irrtum

Man sollte nicht so voreilig sein. Besonders, wenn es um Hunde-Neujahrsvorsatz-Vorhersagen geht. Knapp eine Woche später muss ich nämlich eingestehen, dass ich die wahren Absichten des alten Herrn gewaltig unterschätzt habe. Seine Ambitionen beschränken sich mit ziemlicher Sicherheit nicht nur auf den Weihnachtsteller, sondern sind wohl treffender durch die globalere Formulierung Mehr fressen zu beschreiben. Hinter diesem so simpel anmutenden Vorsatz scheint des Weiteren eine ausgeklügelte Strategie zu stecken:

Präsenz:
Dackelblick perfektionieren, Nuance "hungernder Streuner" und "armer, alter Hund" ins Repertoire aufnehmen
Erfolgsindikator: Anzahl Leckerchen pro Tag ohne Vorführung eines Kunststücks

Lebensmittelortung outdoor:
Schnüffeln, schnüffeln, schnüffeln
Erfolgsindikator: Anzahl der gefundenen verspeisbaren Dinge auf Spaziergängen

Zugriffstaktik indoor:
Erkenntnis: Unauffälliges Anschleichen wenig zielführend, da Blicke in Richtung des Objekts der Begierde die Absicht bereits vor Zugriff verraten und so vereitelt werden
Verhaltensanpassung: Platzierung und Erreichbarkeit der Zielobjekte bewerten und merken, Phase "völlige Apathie" beginnen, dann plötzlichen Angriff noch aus dem Aufwachen heraus starten
Erfolgsindikator: Anzahl erbeuteter Lebensmittel, die sonst ausschließlich für menschlichen Verzehr bestimmt sind

Interventionszeit des Gegners:
Erkenntnis: Verpackungen tun dem Geschmack im Allgemeinen keinen Abbruch, führen jedoch bei ihrer Entfernung zu einer erheblichen Verzögerung des Verspeisungsprozesses
Verhaltensanpassung: Einfach rein damit!
Erfolgsindikator: Anzahl schon sichergeglaubter, aber dann vor der Nase wieder weggenommener Mon Chéris

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Woanders im November

Erst neulich

Schreiben Sie
die Äußerung bitte meinem intellektuellen Unvermögen...
Fabrice Pi (Gast) - 26. Nov, 01:04
Pfui??
In meiner Vorstellung gibt es ja viele Ausdrücke, die...
Die junge Dame - 17. Dez, 10:14
Hört hört!
Ja pfui! Wer macht denn sowas? Hoffentlich hört man...
Fabrice Pi (Gast) - 16. Dez, 19:33
Das Ende.
Der Abschied ist genauso schwer, nein, noch schwerer...
Die junge Dame - 16. Dez, 10:01
Ich gebe mir Mühe. Für...
Ich gebe mir Mühe. Für alle, denen nicht so ganz klar...
Die junge Dame - 5. Dez, 19:56
Was war denn nochmal...
Adventszeit. Zeit der Ruhe, des zur Ruhe Kommens, des...
Die junge Dame - 5. Dez, 19:47

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