Samstag, 28. Oktober 2006

Ich zahle selbstverständlich.

In letzter Zeit scheinen sich immer mehr junge Herren in meinem Alter auf ihre guten Manieren zu besinnen und pflegen diese ein wenig altmodisch anmutenden, aber durchaus sehr zuvorkommenden Sitten des Tür Aufhaltens, in den Mantel Helfens oder eben des auch für die Dame Bezahlens. Lobenswert.

Allerdings ist im Falle des "Ich zahle selbstverständlich" ein wenig Kritik zu üben. Sei es durch die mangelnde Übung, sei es durch die emanzipierte Ausstrahlung der jungen Dame ihm gegenüber, der durchschnittliche Herr wirkt in dieser Situation doch recht angespannt. Was er sogleich mit einer betonten Lässigkeit zu kaschieren sucht, dabei bisweilen hart an die Grenze zur Überheblichkeit stößt und zudem kläglich scheitert. Sowohl in seinem Verschleierungsversuch als auch in dem Bemühen, durch gutes Benehmen das Wohlwollen der Angebetenden zu gewinnen.

Geschätzte Herren, das Wesentliche ist eben die Selbstverständlichkeit. Und die muss so selbstverständlich sein, dass sich auch die (emanzipierte) Dame von heute dieser nicht entziehen kann. Das ganze Manöver entfaltet seine Wirkung nur, wenn ihr die Angelegenheit völlig nebenbei so en passant regelt. Zum Beispiel, indem man die ohne Zweifel für beide Seiten wichtige Information der alleinigen Zahlungsabsicht ganz bescheiden in einem Nebensatz erwähnt. Optimalerweise auch nicht an die Dame selbst gewandt, sondern der Person mitteilend, die den Kern des ganzen Problems ihrem Portemonnaie zuführen wird.

Ich gebe zu, das ist nicht ganz leicht. Ich kann euch nur einen Rat geben: wenn ihr nicht sicher seid, dass ihr es könnt, dann lasst es einfach. Denn es ist immer noch besser, die Dame zahlen zu lassen und beim nächsten Date mit einer Blume aufzuwarten, als diesen Eindruck der Nicht-Souveränität zu hinterlassen und bestenfalls einen "Na ja, er hat´s immerhin versucht"-Mitleidspunkt zu kassieren.
Aber es ist auch nicht unmöglich. Habe ich unlängst am eigenen Leib erfahren dürfen. Und das, obwohl ich noch nicht einmal eingeladen werden wollte und mir am Tag vorher in einem Anfall von emanzipierter Eigenständigkeit feierlich geschworen hatte, dies auch zu verhindern. Ich weiss selbst nicht genau, wie es trotzdem passieren konnte, allerdings hatte es wohl auch etwas damit zu tun, dass es der erste Kaffee am Morgen war, den er dann für mich zahlte. Selbstverständlich.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Woanders im November

Erst neulich

Schreiben Sie
die Äußerung bitte meinem intellektuellen Unvermögen...
Fabrice Pi (Gast) - 26. Nov, 01:04
Pfui??
In meiner Vorstellung gibt es ja viele Ausdrücke, die...
Die junge Dame - 17. Dez, 10:14
Hört hört!
Ja pfui! Wer macht denn sowas? Hoffentlich hört man...
Fabrice Pi (Gast) - 16. Dez, 19:33
Das Ende.
Der Abschied ist genauso schwer, nein, noch schwerer...
Die junge Dame - 16. Dez, 10:01
Ich gebe mir Mühe. Für...
Ich gebe mir Mühe. Für alle, denen nicht so ganz klar...
Die junge Dame - 5. Dez, 19:56
Was war denn nochmal...
Adventszeit. Zeit der Ruhe, des zur Ruhe Kommens, des...
Die junge Dame - 5. Dez, 19:47

Archiv

Oktober 2006
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 
 1 
 3 
 4 
 6 
 7 
 9 
10
11
12
13
14
16
17
19
20
21
22
23
25
26
27
29
30
31
 
 
 
 
 
 

Suche

 

Status

Online seit 6448 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 26. Nov, 01:04

Allerlei

Knallgrau New Media Solutions - Web Agentur f�r neue Medien

powered by Antville powered by Helma

kostenloser Counter

twoday.net

Meine Wenigkeit, die Autorin, macht sich die Inhalte verlinkter Seiten nicht zu Eigen und distanziert sich hiermit ausdrücklich von diesen. Des Weiteren stehen, sofern nicht anders angegeben, alle Inhalte dieser Seite unter folgender Creative Commons License.

Creative Commons License