Mittwoch, 27. Juni 2007

Tage wie dieser

An solchen Tagen fehlst Du mir so sehr. An diesen Tagen, an denen ich besser nicht zur Ruhe komme, denn sonst muss ich dem Aufruhr in mir zuhören.

Stattdessen etwas ganz anderes. Raus - obwohl schon sicher ist, dass wir nicht trocken bleiben. Aber Dich kümmern die Wolken erst einmal nicht. Du hast Deinen Spaß - oh, Verzeihung, ich meinte natürlich - Business zu erledigen. Aber irgendwann erwischt es uns doch. Die ersten Minuten sind gar nicht so schlimm, dann rinnt mir das Wasser von der Jacke herunter und durchnässt die Hose an meinen Oberschenkeln. Eklig-kalt klebt sie an mir. Ich fluche nicht nur innerlich und frage mich, warum ich das alles mache.

Und dann schaue ich zu Dir. Das Fell am Kopf ist schon ganz nass und Du willst genauso sehr nach Hause wie ich - weil's Dir nämlich in die großen Ohren regnet. Das hasst Du wie die Pest. Und das sieht man Dir auch an. Wer könnte anders als laut loslachen, wenn er solch' einen Hund sieht, der blinzelnd und mit gekräuselter Schnüss dem Regen entgegen trabt, die Ohren zu kleinen Hermesflügelchen gefaltet, um die widerlichen Wassertropfen abzuhalten?

Wieder zu Hause werfe ich Dir das Handtuch über den Kopf und rubbel' ganz kräftig - komischerweise findest Du das super. Mir wiederum erscheint eine trockene Hose wie ein Geschenk des Himmels.
Und wenn Du schließlich auf Deiner Decke vor Dich hintrocknest, dabei diesen Geruch von Getreidehund verströmst und ich mich auf der Couch niedergelassen habe, dann, ja, dann sieht es in mir schon viel friedlicher aus.

Samstag, 23. Juni 2007

Zu Gast bei einer Katze

In diesen Tagen weile ich nicht zu Hause, sondern unter dem Dach von Freunden, um während deren Abwesenheit auf ihre Katze aufzupassen. So zumindest die Aufgabenbeschreibung, die ich vor der Abreise erhielt. Sie trifft nicht ganz den Kern der Sache, wie ich inzwischen festgestellt habe.

Die betreffende Katzendame, so scheint mir, kann nämlich hervorragend auf sich selbst aufpassen. Und nicht nur das: die Gute gibt mir in ihrer unnachahmlichen Art eindeutig zu verstehen, dass ich hier nur geduldet werde, weil ich durch einen beneidenswerten Zufall, den sie beim besten Willen nicht nachvollziehen kann, aber wohl oder übel hinnehmen muss, im Gegensatz zu ihr in der Lage bin, eine Futterdose zu öffnen. Oder die Gartentür.

Ein weiterer Pluspunkt, den sie mir bereit ist zuzugestehen, ist meine Eignung als Kraulmaschine. Wenn's beliebt - und das kann durchaus morgens sein, wenn ich eigentlich duschen will - wird mir begriffsstutzigem Wesen mit viel um die Beine Streichen klar gemacht, was das Katzenherz gerade begehrt. Aufhören darf ich erst, wenn sie's genehmigt, notfalls wird das Waschbecken eben mit einer Sitzblockade belegt, bis ich mich einsichtig zeige.

Die erfahrenen Katzenbesitzer unter Ihnen werden nun denken: "Ja, was hat sie denn gedacht? Katzen sind eben anders als Hunde." Stimmt. Nur finde ich es schon bemerkenswert, dass mich vier schnurrende Kilo in wenigenTagen besser im Griff zu haben scheinen als vierzig bellende es über Jahre je taten.

Dienstag, 19. Juni 2007

Feuer bitte.

Da lerne ich einen jungen Mann kennen. Ganz unvermutet.

Ich verlasse die Hotelhalle, um ein paar Minuten frische Luft zu schnappen. Noch bevor ich in der Dunkelheit Details erkennen kann, sagt plötzlich eine Stimme neben mir: "Es regnet."
"Ach ne." denke ich und will gerade ansetzen, dies auch zu artikulieren - da fällt mein Blick auf einen durchaus gutaussehend zu nennenden Mann:
Er hat schöne braune Augen, die von einer doch recht auffälligen, aber zum Gesicht passenden Brille betont werden, dunkle, wuschelige Haare und ein sehr charmantes Lächeln. Es blitzt regelrecht in der Dunkelheit auf.

Meinen eher bissigen Kommentar mildere ich daraufhin um Längen ab und so beginnt eine sehr nette Unterhaltung, die sich über einen signifikanten Teil des Abends ausdehnt. Er erweist sich als interessanter Mensch und angenehmer Gesprächspartner. Seine Stimme ist sanft und ruhig, während er erzählt, er kann aber auch zuhören - und sein Lächeln sehe ich noch des Öfteren an diesem Abend. Irgendwann fallen mir seine Hände auf - sehr schöne, weiche Hände mit schlanken Fingern, aber trotzdem noch männlich. Am Handgelenk finde ich eine Uhr, die nur Menschen als besonders auffällt, die ihr mehr als einen flüchtigen Blick schenken - was ich mag.

Tja, und was ist? Nichts. Es funkt nicht. Wer mir beantworten kann, warum nicht, der hat eines der wohl größten Rätsel der Menschheit gelöst.

Sonntag, 17. Juni 2007

Schweiß und Schmetterlinge

Am Freitag ging ich eine Treppe hoch. Vor mir und hinter mir bewegten sich noch andere Menschen in dieselbe Richtung wie ich: nach oben. Ich schaute auf die einzelnen Stufen, damit ich nicht peinlicherweise ins Stolpern käme. Plötzlich wehte mir Schweißgeruch in die Nase, was in diesen schwül-heißen Tagen ja keine Seltenheit darstellt.
Die Geruchsbelastung war noch nicht wirklich umwerfend, aber keinesfalls mehr ignorierbar. Ich hob also meinen Kopf um den Quell identifizieren und ihm vielleicht durch einen geschickten Positionswechsel entgehen zu können.
Der Ursprung der Düfte stellte sich als junge Frau heraus, die ich auf Grund der Örtlichkeit erst einmal von hinten sah. Genauer gesagt: zunächst nur ihren Hintern, weil ich mich ein paar Stufen unter ihr befand.

Direkt vor mir zeigte sich einer dieser String-Tangas, die an den Seiten nur mit einzelnen Bändern versehen sind. Bei diesem speziellen Exemplar handelte es sich um schwarze Bänder, die von einem in einem aufreizenden Rot gehaltenen und zu gut einem Drittel keck aus der Hose schauenden Schmetterling am Steiß zusammengeführt wurden.

Seit dieser Begebenheit frage ich mich, welches an Schizophrenie grenzende Schönheitsideal dieser Frau ermöglicht, bei der Wahl ihrer Unterwäsche eine so ausgeklügelte Sorgfalt, Detailverliebtheit und Rafinesse an den Tag zu legen, während sie bei der Entscheidung über das Körpergeruchsbekämpfungsutensil ihres Vertrauens in qualitativer Hinsicht so kläglich scheitert. Nun ja, vielleicht marschiert sie auch ganz ohne Zwischenstopp am betreffenden Regal im Drogeriemarkt vorbei. Oder das einzige Auswahlkriterium waren die schönen Schmetterlinge auf dem Zerstäuber.

Dienstag, 12. Juni 2007

Mauve oder taupe?

Auch, wenn die Anknüpfung an meinen letzten Beitrag mehr als ein wenig schwer fällt...

Gestern saß ich in einem Workshop mit sechs Herren und einer Dame. Einer dieser Herren marschierte im Laufe des Vormittags nach vorne und begann seine Präsentation mit ungefähr diesen Worten: "Hier habe ich einmal eine Übersicht erstellt. Die einzelnen Bereiche sind farblich markiert. Kann das jeder unterscheiden oder ist jemand farbenblind?"

Zum Glück habe ich eine gewisse Verzögerung in meinen Reaktionen auf solcherart perzipierte Aussagen und eine nicht ungesunde Hemmung, irgendeinen Laut in einem stillen Raum mit anderen Menschen von mir zu geben. Diesen beiden Umständen verdanke ich es, dass mir keines jener Nasengeräusche entwich, die man macht, wenn man Anlauf zum Lachen nimmt. Allerdings hatte mein Mund bereits alle Maßnahmen eingeleitet, um ein breites Grinsen auf meinem Gesicht erscheinen zu lassen - als...

...ja, als zwei der anwesenden Herren vollkommen ernst versicherten, dass es so noch für sie zu erkennen sei. Darauhin hielt es mein Gehirn für sicherer, jegliche Gesichtsmuskeln sofort einzufrieren und die neue Situation erst einmal angemessen zu durchdenken.

Meine Güte, zwei von sechs! Man könnte es durchaus ungünstige Verteilung nennen. Aber einmal ans Nachdenken gekommen, musste ich feststellen, dass ich in der letzten Zeit erschreckend viele Männer kennengelernt habe, die unter einer diesbezüglichen Schwäche leiden.

Meine Herren, bitte outen Sie sich! Die Damenwelt hat nicht die leiseste Ahnung von der geradezu epidemischen Verbreitung des Phänomens.

Und ahnungslos, wie wir nun einmal sind, machen wir Ihnen auch noch Vorwürfe. Dafür, dass Sie die neue Haarfarbe nicht bemerkt haben. Dass Sie morgens aus dem Ankleidezimmer treten in einer Montur, die unsere Augen beleidigt. Von blauen Socken zu schwarzem Anzug ganz zu schweigen. Und Vorwürfe dafür, dass Sie mit einem petrolfarbenen Pulli zurückkommen, während wir Sie von der Umkleidekabine ausgeschickt haben, einen mauvefarbenen zu holen.

Ich plädiere ab sofort für einen sensibleren und feinfühligeren Umgang mit diesem Thema. Meine Damen, gehen Sie behutsam auf Ihren Schatz zu, zeigen Sie Verständis und poltern Sie um Himmels willen nicht noch im Kaufhaus vor aller (nicht farbenblinder) Augen und Ohren herum ob des faux pas des couleurs, den er sich gerade geleistet hat. Versuchen Sie statt dessen einmal, die Welt mit seinen Augen zu sehen. Das kann, so meine Überzeugung, auch in anderen Bereichen keinesfalls Schaden anrichten.

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die Äußerung bitte meinem intellektuellen Unvermögen...
Fabrice Pi (Gast) - 26. Nov, 01:04
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Die junge Dame - 17. Dez, 10:14
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Ja pfui! Wer macht denn sowas? Hoffentlich hört man...
Fabrice Pi (Gast) - 16. Dez, 19:33
Das Ende.
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Die junge Dame - 16. Dez, 10:01
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Die junge Dame - 5. Dez, 19:56
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Die junge Dame - 5. Dez, 19:47

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