Donnerstag, 24. Mai 2007

Stimmungsmusik

Klavier

Endlich. Nach mehr als 10 Jahren fast vollständiger Abstinenz habe ich mein Klavier wieder bei mir. Es hat mir die Nichtbeachtung anscheinend nicht weiter übel genommen, es sei in prächtiger Gesamtverfassung bestätigte mir eine Fachfrau.
Nun steht es bereits einen Monat hier in meinem Wohnzimmer und macht es sich gemütlich. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, wird die besagte Dame dafür sorgen, dass eine Oktave auch wieder wie eine Oktave klingt.

Und dann? Dann werde ich nicht umhin kommen, mir einzugestehen, was ich bereits seit einigen Hörproben ahne: dass ich alles andere als in prächtiger Verfassung bin. Meine Finger sind schwach und weigern sich bereits nach einer dreiviertel Stunde, die nötige Mischung aus Kraft und Sensibilität beim Anschlag aufzubringen. Derweil grüble ich über geheimnisvolle Zeichen in den Noten, versuche mich verzweifelt zu erinnern, ob sie für Mordent oder Pralltriller stehen - bis ich gottlob irgendwo eine Randnotiz von meiner Klavierlehrerin finde. Wenigstens kann ich noch Triolen gegen Achtel laufen lassen, ein schwacher Trost.
Aber irgendwann, so meine Hoffnung und mein Ziel, werde ich mich wieder einer schönen Sonate oder eines Präludiums würdig erweisen.

Sonntag, 20. Mai 2007

Rüge an Herrn von Senftleben

Werter Phillip von Senftleben,

das, was Sie da tun, ist das Allerletzte. Zu der Überzeugung musste ich leider vor nicht allzu langer Zeit gelangen. Lassen Sie mich schildern, wie.

Morgens auf dem Weg zur Arbeit erhörte ich Sie das erste Mal im Radio. Auf Anhieb gefiel mir Ihre Stimme, die so warm, so sanft und so wohlmoduliert an meine um diese Uhrzeit doch recht empfindlichen Ohren drang. Ich hörte weiter - und musste schon bald feststellen, dass Ihr Satzbau einwandfrei, Ihre Wortwahl zugleich eloquent und durchaus onomatopoetisch begabt, Ihr Humor so feinsinnig und überraschend, ach, Ihr gesamtes Auftreten einfach wunderbar charmant und einfühlsam ist...

Gleich darauf fand die erste Ernüchterung statt, als ich das Ziel Ihres Strebens erkannte: nur eine Nummer...und schon war das weibliche Wesen, das Sie mit Ihren Worten noch vor Sekunden zur bezaubernsten Frau auf diesem Planeten kürten, nichts weiter als eine Statistin in Ihrem grausamen Spiel.

Sie werden das nicht verstehen. Sie sind ja ein Mann. Aber wissen Sie, ein Anruf wie den Ihren erhalten Damen heutzutage äußerst, äußerst selten. Und unweigerlich keimen Hoffnungen auf, längst als sinnlos abgetan, vom Mann, den man immer suchte und auf dieser Suche in der Vergangenheit so bitterlich enttäuscht wurde. Für die Dauer Ihres Anrufs glaubt die Dame wieder, glaubt an Glück, die Männer und die Liebe. Doch nach dem Auflegen des Hörers wird sie nur noch denken: Klar. War ja auch zu schön um wahr zu sein.

Die zweite Ernüchterung erfuhr ich vor ein paar Tagen, als ich, unfähig, Sie schon vollends zu verurteilen, Nachforschungen anstellte. Denn was musste ich entdecken? Sie sind nichts weiter als ein Geschäftsmann, Ihr Produkt die hohe Kunst des Flirtens. Es ist so erbärmlich. Hinter all dieser Romantik, dieser Feinfühligkeit, dieser Stimme steckt ein skrupelloser Manipulator, der die Interaktion mit Menschen und ihren Gefühlen als einen Sport ansieht, bei dem es möglichst viele Trophäen zu erobern gilt.

Schämen Sie sich! Sie mögen im Business Ihr Unwesen unbehelligt treiben, denn dort geht's für beide Parteien nur um das Geschäft - aber lassen Sie um Himmels willen die Damen dieser Welt nicht mit der zur Gewissheit gewordenen Befürchtung zurück, dass Männer wie Sie nicht existieren, dass sie ihre Träume getrost aufgeben können, dass sie nicht so naiv sein dürfen zu glauben, Worte wie die Ihren würden einzig und allein deswegen an sie gerichtet aus dem ehrlichen Bedürfnis heraus ihr mitzuteilen, sie sei das wundervollste Geschöpf, das er je erblickte.

Herr von Senftleben, Sie töten den letzten Rest von Romantik, die sich sonst so tapfer in unserem Alltag schlägt. Sie machen die Frauen misstrauisch - und damit erschweren Sie allen Männern, die nach Ihnen kommen, den Zugang zum ersehnten Herzen. Aber hier - oh Überraschung - helfen Sie ja höchstselbst den Opfern Ihres Treibens aus der Misere und geben Ihr Wissen gerne an weniger Geübte weiter - Sie schaffen sich somit selbst Ihren Bedarf. Ich gratuliere zu dieser ausgeklügelten Strategie.

Sie werden sicherlich verstehen, dass ich mich über einen Anruf von Ihnen selbstverständlich trotzdem nicht freuen werde.

Mit freundlichen Grüßen,

die junge Dame

Mittwoch, 16. Mai 2007

Belichtungstheorie

Wenn ich ein Schwarz-Weiß-Foto wäre, wärest Du mein Negativ.

Was bei mir Licht, ist bei Dir Schatten,
wo in Dir die Sonne scheint, da herrscht Dunkelheit in mir.

Wir sind gegensätzlich, haben nichts gemeinsam -
und stellen doch zwei Seiten des Selben dar.

Wir sind bedeutungslos ohne den anderen, sind untrennbar.
Aber bringt man uns zusammen wird nur Dunkelheit entstehen.

Belichtungstheorie

Sonntag, 13. Mai 2007

Wo geht's denn hier...

Falls jemand da draussen mit dem Gedanken spielen sollte, in nächster Zeit einem Hund ein neues, schönes und kuscheliges Zuhause zu geben: kaufen Sie sich neben Leine, Napf und Körbchen bitte direkt eine Straßenkarte dazu.

Denn es wird Ihnen nicht viel anders ergehen als mir. Trotz der nicht gerade niedlichen Erscheinung des alten Herrn oder wahlweise auch wegen der extrem sympathischen und hilfsbereiten Ausstrahlung meiner eigenen Person werden wir erschreckend oft auf unseren Spaziergängen nach dem Weg gefragt. Und es läuft immer nach demselben Schema ab.

Das Intro:
"Entschuldigung.....!" - gerne auch quer über einen Platz gerufen, weil man als Suchender an einem Sonntagmorgen im Dorf nicht wählerisch sein darf - die erste Gelegenheit zum Fragen könnte nämlich auch die letzte sein.

Die Strophen:
"Ich suche...", "Wie komme ich denn zu...?", "Bin ich hier richtig, wenn...?" - Erschreckend, wie viele Straßennamen sich im Laufe von nur zehn Jahren ändern.

Der Refrain:
"Und dann die nächste links, sagten Sie?"

Die Instrumentation:
Ein stetiges, unermüdliches, nicht nett klingendes Bellen meines Hundes, der es nicht leiden kann, wenn Leute aus Autos zu ihm sprechen. Auch wenn es sich dabei um Polizisten handelt.

Die Zugabe:
Meine ausgeprägte Links-Rechts-Schwäche und die Tatsache, dass mir manchmal in meinem Morgendunst einfach nicht der einfachste Weg einfallen will. Aber selbst hier gibt es Sehenswertes, da wird eine kleine Extratour wohl nicht allzu schlimm sein.

Dienstag, 8. Mai 2007

Heute

Wenn sie jung ist, gerade am Beginn des schwierigen Prozesses des Erwachsenwerdens, dann schaut sie auf die Menschen um sich und findet vielleicht beim ein oder anderen eine Eigenschaft, eine Art, einen Charakterzug, welche erstrebenswert scheinen. Und dann stürzt sie sich wieder kopfüber und mit hochgekrempelten Ärmeln in die eigene Entwicklung, wohl wissend, dass sie zu einem großen Teil bereits zusammengesetzt ist, dass die wesentlichen Weichen schon gestellt wurden - und dass ein Streben hin zu dem Bewunderten unmöglich ist - sie anstelle dessen zu sich selbst finden muss.

Ein Jahrzehnt später hat sie einen Augenblick Zeit, nachzudenken. Darüber, dass vor einem Jahr eine weitere Weiche gestellt wurde. Darüber, dass sie seit dieser Zeit einen sehr großen Schritt hin zu sich selbst gemacht hat. Sätze, die Menschen über sie gesagt haben, kommen ihr in den Sinn.

Wenn sie dann feststellt, dass sie anscheinend auf dem besten Weg ist, genau die Frau zu werden, die sie werden wollte, dann weicht sie überrascht von sich selbst zurück, nur um nach diesem Moment des Zögerns fast unmerklich zu nicken. Und wenn sie nicht alleine wäre, sähe jemand sie leise lächeln.

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Die junge Dame - 17. Dez, 10:14
Hört hört!
Ja pfui! Wer macht denn sowas? Hoffentlich hört man...
Fabrice Pi (Gast) - 16. Dez, 19:33
Das Ende.
Der Abschied ist genauso schwer, nein, noch schwerer...
Die junge Dame - 16. Dez, 10:01
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Ich gebe mir Mühe. Für alle, denen nicht so ganz klar...
Die junge Dame - 5. Dez, 19:56
Was war denn nochmal...
Adventszeit. Zeit der Ruhe, des zur Ruhe Kommens, des...
Die junge Dame - 5. Dez, 19:47

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