(K)Eine Kontaktanzeige

Seit gestern denke ich darüber nach, was ich in eine Kontaktanzeige schriebe, so ich denn eine aufgeben wollte. Das unlösbare Problem, das sich mir dabei stellt, ist die so gnadenlose Beschränkung der zur Verfügung stehenden Worte auf etwa 30 bis 60. Lächerlich. Wer kann denn von sich behaupten, dass er sich selbst - wirklich sich selbst - in so wenigen Sätzen beschreiben kann? Noch dazu, wenn schon ein gewisser Teil für die Standardangaben "Alter - Größe - schlank/vollschlank/Rubensweib", natürlich phantasievoller verpackt, herhalten muss.

Danach blieben im besten Falle vielleicht noch 45 Worte. Fünfundvierzig. Um sich selbst, in seinem ganzen Sein, in seinem Facettenreichtum und allen Widersprüchen, seinem ganzen Empfinden, Denken und Gemüt, in seiner Lebensweise mit den alltäglichen Gewohnheiten, den Schrullen und Spleens, den Vorlieben und Träumen, seiner Vergangenheit und seinen Zukunftswünschen darzustellen.

Oder gibt es so etwas wie einen Kern, eine Essenz, die mich ausmacht und die dieses Mich so konzentriert enthält, dass sie notfalls auch mit einer rigorosen Platzbeschränkung zurecht kommt, um sich an einem anderen Ort, zu gegebener Zeit wieder in ihrer ganzen Größe und Pracht zu entfalten?
Wenn ja, dann habe ich sie nicht gefunden. Aber ich schreibe ja auch noch keine Kontaktanzeige.

Als kleine Zugabe hier die Übung für Fortgeschrittene: Was sollte auf meinem Grabstein stehen? - 10 Worte für die Ewigkeit.

[213 Worte]
Roland (Gast) - 15. Jan, 23:36

Seit gestern? Dann war es wohl doch nicht so ganz die rechte Lektüre zum Frühstück. Jemand mit zu wenig Auslauf könnte auf die Idee kommen, dass es vielleicht zu viele Buchstaben für nur eine Lesekraft waren. Und die werte Dame jetzt schlicht auf der Suche ist. Auf der Suche nach einem legastheniefernen Jüngling. Gern auch onomatopoetisch fit für verbleibende Lebenslagen.

Von der Kontaktanzeige bis zum Grabstein. Flüssig gelesen. Chiffre, sonst nichts.

Roland (Gast) - 15. Jan, 23:44

Oh, Extraaufgabe gibt's ja auch. Geht's ebenfalls mit weniger als zehn Wörtern? Interpretationsrahmen bitte entsprechend einschränken:

Das letzte Wort lasse ich Euch.

Konner (Gast) - 16. Jan, 02:54

Kontaktanzeige im Internet? Ich weiß nicht, wie man die Chancen auf eine sinnvolle Antwort einschätzen soll. Laut Berichten von Bekannten, bekommt man da einen Haufen E-Mails, die man (milde gesagt) lieber gleich löschen sollte um nicht von Niveaulosigkeiten überhäuft zu werden!

Liebe Grüße von dieser Stelle aus!

Die junge Dame - 16. Jan, 20:50

Nachdem ich nun Ihren Text hoffentlich erfolgreich dechiffriert habe, Herr R., macht es den Eindruck, als seien Sie ein wenig enttäuscht. Was ich natürlich sehr bedauere, aber nicht ändern können werde. Ihre letzten Worte sind hingegen grandios. Wobei ich doch stark hoffe, dass ihnen zumindest hier noch weitere folgen werden.

Ebenso grandios ist das Erscheinen des Herrn Konner - zumal er eine weite Anreise hinter sich zu bringen hatte. Zum Glück schreiben Sie hier ohne Akzent, das Fränkische lag mir seiner Zeit fei net so.

Alles in allem bleibt mir nun jedoch festzustellen, dass keine Kontaktanzeige sich auch zu lohnen scheint, anders kann ich mir die plötzliche Resonanz nicht erklären. Zumal ich ganz und gar nicht auf der Suche nach diesem jungen Literaten bin - denn leider verhält es sich so, dass da wohl noch jemand diese Kleinigkeit von mir hat, wie es eine andere junge Dame ganz wundervoll formuliert.

Konner (Gast) - 16. Jan, 21:04

Ich bin definitiv kein Franke! Ich befinde mich zur Zeit lediglich im fränkischen Exil, fernab meiner badischen Heimat! :)
Die junge Dame - 17. Jan, 17:57

Oha. Da war ich also einem Irrtum erlegen. Aber keinem allzu schlimmen, hoffe ich.
die alte Schabracke (Gast) - 20. Jan, 19:19

warum immer gleich alles offenbaren?

Alte Schabracke, die ich nun mal bin, würde ich der jungen Dame raten - wenn sie denn eine Anzeige aufgeben wollen würde - keinesfalls zuviel von sich zu verraten. Weder Angaben über das Aussehen noch über den Charakter (eben, wie soll man den denn bitteschön in diesen paar Zeilen auch nur annähernd beschreiben können?) und über die Quintessenz sowieso schon mal überhauptgarniemalsnicht !

Als ich noch in der Riege der "jungen Damen" angesiedelt war, gab ich einmal folgende Anzeige auf:
"Junge wohlriechende Seife sucht humorvollen Waschlappen zwecks gemeinsamen Schaumbades" .... und harrte dann der Dinge, die da kommen sollten.
Und sie kamen !
Briefe über Briefe, mal nett und lustig verfasst, mal eindeutig-zweideutig, mal dumm-dreist ... eben die ganze Palette der männlichen Kommunikationsfähigkeit.

DAS war spannend *gg*

Fazit: sich beschreiben kann jeder - Originalität ist das Zauberwort.
Sollte die junge Dame also doch einmal in Erwägung ziehen .... na dann ....

Und die 10 Worte für die Ewigkeit könnte man sogar noch um die Hälfte kürzen : "Ich kam - sah - und ging" ( in der Kürze liegt die Würze, oder nicht ?)

In diesem Sinne beste Grüße von der alten Schabracke

Die junge Dame - 21. Jan, 14:21

Liebe alte Schabracke,

eigentlich möchte ich Sie ja gar nicht so nennen, aber Sie lassen einem ja keine andere Wahl - vielen Dank für Ihren recht positiv gestimmten Erfahrungsbericht. Und wenn nicht schon zu Beginn, spätestens jetzt glaube ich , dass ich (noch) nicht bereit bin, solch eine Maßnahme zu ergreifen. Auch wenn ich ansonsten eine ganz ordentliche Menge an merkwürdigen Ideen aufweisen kann, so muss ich mir eingestehen, dass meine Kreativität vor dieser Aufgabe kapituliert.

Aber eins müssen Sie mir noch verraten: welche Frau will denn bitte einen Waschlappen als Mann?
die alte schabracke (Gast) - 21. Jan, 19:48

welche Frau will denn bitte einen Waschlappen als Mann?

Nun, vermutlich keine. Bis auf diejenigen vielleicht, die grundsätzlich keine Widerworte dulden und immer und überall für alle anderen Denken und deren Meinung schon grundsätzlich - ohne von irgendwelchen faktischen Kenntnissen getrübt zu sein - vorgefertigt ist und bombenfest steht.

Aber so eine niedliche junge Seife .... DIE könnte doch mit einem Waschlappen sicherlich etwas anfangen, oder meinen Sie nicht ?

Sei´s drum .... der Mann, mit dem ich daraufhin zusammenkam, war jedenfalls von einem Waschlappen weit entfernt, war er doch ein äußerst willens-und charakterstarker Vertreter des männlichen Geschlechtes, mit dem ich bis zu seinem Tode 10 Jahre später eine sehr schöne und aufregende Zeit verlebte.

Ich hoffe, ich konnte nun hiermit die Neugier der jungen Dame befriedigen ???

Schöne Grüße von der alten Schabracke

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