Sonntag, 3. Juni 2007

Welt verbessern No.2 : Das Herzenstestament

Jetzt mal Hand auf's Herz. Und dann horchen Sie in sich hinein und fragen dieses tapfer schlagende Organ, ob es tatsächlich mit Ihnen beerdigt werden möchte, wenn es selbst noch voll funktionstüchtig ist.

Sie ahnen, worauf ich hinaus will - und stöhnen innerlich auf, weil derzeit die Medien voll von diesem Thema sind. Aber Sie haben wahrscheinlich auch keine Krankenschwester als Freundin. Ich schon.

Die besagte Dame redet genau wie wir von ihrem Job. Von Dingen, die sie lernen muss, von der Stumpfsinnigkeit ihrer Kollegen, von dem Stress, den sie hat, von Tagen, an denen sie stolz auf sich ist.
Man selbst hört zu, hört eine Menge Dinge, die man von der eigenen Arbeit kennt. Und ganz langsam aber sicher blendet man aus, dass sie im Unterschied zu einem selbst um Menschenleben kämpft und täglich Leid und Tod begegnet. Zumal sie einer Art Berufsethos zu folgen scheint und diese Dinge höchst selten, wenn überhaupt, erwähnt.

Umso größer also die Bedeutung, wenn sie es tut. Wenn sie einem vor Augen führt, wie viele Menschen sterben, weil ein Organ seinen Dienst quittiert und kein Ersatz da ist. Plötzlich ist es nicht mehr das politische Stichwort "Organspende", was ohne persönliche Verknüpfung im Kopf herumschwirrt, sondern ein Bild: ein Mensch in einem Krankenhausbett liegend - während man selbst mit beiden Beinen im Leben steht. Purer Zufall, dass es nicht anders ist.

Und während die Politik noch diskutiert, ob man nun von Geburt an Organspender ist oder nicht, ob man einen Spenderausweis oder einen Spendenwiderspruch bei sich tragen muss, denke ich nun 10 Minuten darüber nach, ob ich tatsächlich all meine Organe als Grabbeigabe benötige. Und selbst wenn ich zu dem Schluß komme, dass ich keines hergeben möchte, so habe ich doch eine bewusste Entscheidung getroffen statt einfach den status quo der Gesetzeslage zu übernehmen oder diese meinen Angehörigen zu überlassen.

Sachliche Informationen zu diesem Thema sowie den Organspendeausweis finden Sie hier.
Und ich freue mich, wenn ich Sie nachher dort ebenfalls antreffe, da muss ich mich nämlich noch informieren - weil ich's ihr versprochen habe.

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