Im Oberstübchen
Die kleine Frau M. wohnt jetzt schon fast 28 Jahre hier. Eben solange Sie denken kann. In dieser gemütlichen kleinen Stube mit Holzdielen und einem wunderschönen alten Ohrensessel. Und natürlich mit all den Schränken und Fächern, wirklich einer Unmenge, die braucht sie ja. Denn Frau M. muss täglich Dinge ordnen, einsortieren, wieder heraus suchen und neu ordnen. Sie macht das sehr gut, und Sie weiss normalerweise auch um die Qualität und die Schnelligkeit, mit der Frau M. ihre Aufgabe verrichtet. Wenn sie etwas erledigt, dann hört man ihre kleinen Füße geschäftig über den knarrenden Holzboden eilen und Papier wird mit lautem Rascheln hin und her getragen.
Darum wird ihr ihre kleine Eigenart auch nicht weiter nachgetragen. Denn Frau M. sortiert nicht alles sofort in die Fächer. Manches lässt sie erst einmal auf ihrem Tischchen liegen, und auf dem Boden befinden sich auch so einige Papierstapel. Das ist ihre persönliche Methode - und so manches Mal hat die sich schon bewährt. Denn auf diese Weise offenbaren sich Frau M. nicht unbedingt offensichtliche Zusammenhänge, einfach weil zwei Stapel per Zufall nebeneinander liegen, die sonst in völlig unterschiedlichen Fächern untergekommen wären und mit dieser räumlichen Trennung auch unweigerlich eine logische verbunden gewesen wäre.
Neuerdings jedoch wird die arme Frau M. vor ganz neue Probleme gestellt. Mit denen sie keinerlei Erfahrung hat, und dass, wo doch Erfahrung eine der wichtigsten Voraussetzungen für ihre Arbeit ist. Man hat seine Vorgehensweise und seine bewährte Ordnung, mit deren Hilfe man neue Dinge auf Bekanntes zurückführt. So oder so ähnlich hat sie das Meiste schon in ihren Händchen gehalten. Dann sucht sie es heraus, erbringt ein wenig oder auch ein wenig mehr Transferleistung in ihrem Ohrensessel und schon ist Sie zufrieden. Und die kniffligen Aufgaben machen ihr auch Spaß, sonst wäre es ja langweilig.
Mit diesen neuen Dingen verhält es sich jedoch so, dass da auf sehr wenig Bekanntes zurückgegriffen werden kann. Also müssen neue Strukturen her, die sich erst bewähren müssen, und an alten sind vielleicht Überarbeitungen nötig. Nur lässt man ihr häufig nicht die Zeit, um in Ruhe über die Möglichkeiten nachzusinnen. Sie kann ja so ungeduldig sein, obwohl Sie eigentlich ganz genau weiss, dass solche Aufgaben nicht von heute auf morgen zu lösen sind. Stattdessen bekommt Frau M. mit vorwurfsvoller Stimme von gewissen ach so "strukturierten" Herren zu hören - denen würde sie ja gerne mal in ihr Stübchen schauen und dort alles genau in Augenschein nehmen...
Aber solch´ eine Art von Spionage ist natürlich nicht möglich, und außerdem ist Frau M. auch ehrgeizig. Für heute lässt sie´s aber gut sein. Denn wenn der Wind so stark weht wie heute, dann kommt er auch in ihr Stübchen und wirbelt all die noch nicht einsortierten Stapel im Raum herum. Frau M. sitzt derweil in ihrem Ohrensessel, hört sich die Geschichten des Windes an und wartet gespannt darauf zu erkunden, wie er denn die Dinge geordnet hat. Manchmal hat er nämlich sehr gute Ideen.
Darum wird ihr ihre kleine Eigenart auch nicht weiter nachgetragen. Denn Frau M. sortiert nicht alles sofort in die Fächer. Manches lässt sie erst einmal auf ihrem Tischchen liegen, und auf dem Boden befinden sich auch so einige Papierstapel. Das ist ihre persönliche Methode - und so manches Mal hat die sich schon bewährt. Denn auf diese Weise offenbaren sich Frau M. nicht unbedingt offensichtliche Zusammenhänge, einfach weil zwei Stapel per Zufall nebeneinander liegen, die sonst in völlig unterschiedlichen Fächern untergekommen wären und mit dieser räumlichen Trennung auch unweigerlich eine logische verbunden gewesen wäre.
Neuerdings jedoch wird die arme Frau M. vor ganz neue Probleme gestellt. Mit denen sie keinerlei Erfahrung hat, und dass, wo doch Erfahrung eine der wichtigsten Voraussetzungen für ihre Arbeit ist. Man hat seine Vorgehensweise und seine bewährte Ordnung, mit deren Hilfe man neue Dinge auf Bekanntes zurückführt. So oder so ähnlich hat sie das Meiste schon in ihren Händchen gehalten. Dann sucht sie es heraus, erbringt ein wenig oder auch ein wenig mehr Transferleistung in ihrem Ohrensessel und schon ist Sie zufrieden. Und die kniffligen Aufgaben machen ihr auch Spaß, sonst wäre es ja langweilig.
Mit diesen neuen Dingen verhält es sich jedoch so, dass da auf sehr wenig Bekanntes zurückgegriffen werden kann. Also müssen neue Strukturen her, die sich erst bewähren müssen, und an alten sind vielleicht Überarbeitungen nötig. Nur lässt man ihr häufig nicht die Zeit, um in Ruhe über die Möglichkeiten nachzusinnen. Sie kann ja so ungeduldig sein, obwohl Sie eigentlich ganz genau weiss, dass solche Aufgaben nicht von heute auf morgen zu lösen sind. Stattdessen bekommt Frau M. mit vorwurfsvoller Stimme von gewissen ach so "strukturierten" Herren zu hören - denen würde sie ja gerne mal in ihr Stübchen schauen und dort alles genau in Augenschein nehmen...
Aber solch´ eine Art von Spionage ist natürlich nicht möglich, und außerdem ist Frau M. auch ehrgeizig. Für heute lässt sie´s aber gut sein. Denn wenn der Wind so stark weht wie heute, dann kommt er auch in ihr Stübchen und wirbelt all die noch nicht einsortierten Stapel im Raum herum. Frau M. sitzt derweil in ihrem Ohrensessel, hört sich die Geschichten des Windes an und wartet gespannt darauf zu erkunden, wie er denn die Dinge geordnet hat. Manchmal hat er nämlich sehr gute Ideen.
Die junge Dame - 18. Jan, 18:51